Wildes Enderttal
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Wildes Enderttal

Durch das Tal der Wilden Endert von Kaisersesch nach Cochem

Ich könnte die Tour durch das Tal der Wilden Endert auch von Ulmen oder von Maria Martental aus starten, aber Kaisersesch liegt verkehrsgünstiger. Dass mir jedoch gerade auf dem Wegstück von Kaisersesch nach Maria Martental ein besonderes Erlebnis zuteil wird, das kann ich beim Start noch nicht ahnen.

Schon die Zugfahrt von Andernach nach Kaisersesch ist ein Erlebnis. Sie führt durch recht unterschiedliche Landschaften. Da sind zum einen die Abbau- und Verarbeitungsgebiete der Steine verarbeitenden Industrie etwa bei Plaidt, Kruft oder Mendig. Dann gibt es Streckenabschnitte, wie den durch das grüne Tal zwischen Monreal und Urmersbach, das mangels Straße keinen Autoverkehr kennt.

Im wilden Westen Deutschlands

Das erinnert mich – ich weiß nicht warum – an den Wilden Westen, in dem die Eisenbahn das erste Transportmittel war, das neue Landstriche erschloss. Es geht durch so unterschiedliche Eifelstädte wie Mayen und Monreal, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Mayen umgeben von großen, hässlichen Gewerbegebieten, Monreal, das beinahe mittelalterliche Städtchen, mit seinen denkmalgeschützten Fachwerkensembles, eingezwängt in das enge Tal der Elz.

An der kleinen Waldkapelle (mitten in Kaisersesch) finde ich den ersten Hinweis auf den Zuweg Wilde Endert (Foto: Hans-Joachim Schneider)

An der kleinen Waldkapelle in Kaisersesch finde ich den ersten Hinweis auf den Zuweg Wilde Endert (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Einfacher Start direkt am Bahnhof

In Kaisersesch angekommen, verlasse ich den Bahnhof geradeaus, gehe bis zur Trierer Straße, die nur 100 Meter entfernt vorbeiläuft. Direkt dort auf der Ecke, wo die Bahnhofstraße in die Durchgangsstraße mündet, steht rechts die kleine Waldkapelle. Und hier finde ich die ersten Hinweisschilder für den Weg nach Maria Martental bzw. die Markierungen für den Zuweg Wilde Endert.

Direkt an der Wegkreuzung Trier Straße steht das erste Hinweisschild Zuweg Wilde Endert (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Direkt an der Wegkreuzung Trier Straße steht das erste Hinweisschild Zuweg Wilde Endert (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Ich biege also in das Wohnsträßchen ab, das am Waldhotel Kurfürst in einen Waldweg übergeht. Kurz nach dem Hotel schicken mich die für mich maßgeblichen Wegweiser nach links. Ein kleines Stück durch Wald, dann wieder über ein Wohnsträßchen und dann gleich wieder in den Wald. Es ist der typische Naherholungswald, wie ich ihn von vielen Orten kenne. Hohe, weit auseinanderstehende Buchen, dazwischen die Martinshütte, Trimm-dich-Geräte und viele, viele Wegweiser.

Hier steht ein Bild mit dem Titel: Der typische Naherholungswald auf den Höhen rund um Kaisersesch (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Der typische Naherholungswald auf den Höhen rund um Kaisersesch (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Mehrere Wegabzweigungen, meistens heißt es für mich nach rechts gehen, aber immer auf der Höhe bleibend, bedeuten für mich entspanntes Gehen. Auch typisch für diese Freizeitwälder: Fast zu jeder Tageszeit trifft man unterwegs Jogger und mehr oder minder erwachsene Menschen, die ihre Hunde ausführen.

Typischer Naherholungswald ... und viele, viele Wegzeichen an den Bäumen

Typischer Naherholungswald … und viele, viele Wegzeichen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Warum ein französischer Soldat im Sumpf sterben musste

Ich komme an einem ehemaligen Sumpfgebiet vorbei, in dem ein französischer Soldat, der Napoleons Kriegskasse mit sich führte, elendig ums Leben kam, weil habgierige Kaisersescher in bewusst auf den falschen Weg geschickt hatten, um an die Geldkassette zu kommen. Das erzählt ein Schild am Rand des Moors.

Kurz darauf trete ich an einer Wegkreuzung aus dem Wald, vor mir liegt eine Wiese bzw. Ackerland. Hier laufe ich nach rechts, später dann nach links, auf jeden Fall auf die unvermeidliche Autobahnunterführung zu. Direkt dahinter macht der Weg abermals einen Schlenker, läuft ein kurzes Stück neben der Autobahn einher, biegt dann am Waldrand nach links auf die Landstraße zu.

So will es jedenfalls die Markierung. Genauso gut könnte ich hinter der Unterführung erstmal geradeaus laufen, dann beim nächsten Querweg rechts, so würde ich die Passage parallel zur Autobahn vermeiden.

Ein Stein, darauf in Gelb eine stlisierte Muschel: Große Teile des Zuwegs Wilde Endert verlaufen auf der Trasse des Jakobswegs (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Große Teile des Zuwegs verlaufen auf der Trasse des Jakobswegs (Foto: Hans-Joachim Schneider)

So oder so, ich erreiche die Landstraße, gehe bis zur Kreuzung, wo die Straße von Breitenbruch einmündet. Denn dort will ich, nein muss ich hin. Auf Höhe des Friedhofs lenkt ein Hinweisschild meine Schritte nach links durch die Wiese, weiter am Zaun entlang, bis zu einem Querweg. Hier – noch im Ortsbereich – rechts, wieder ein paar Meter leicht bergauf und dann wieder links. Und hier geht es nun in den Wald hinein, den ich dann bis nach Cochem höchstens für zwei, drei kurze Wegstücke mal verlasse.

Rechts und links grüne Wiese, in der Mitte ein Weg. Bei Breitenbruch führt der Zuweg in den Wald (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Bei Breitenbruch führt der Zuweg in den Wald (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Die Hitze der letzten Tage fordert ihren Tribut

Auf schmalem grasbewachsenem Pfad, unter leicht vertrocknet wirkenden kümmerlichen Eichen, tauche ich ein in eine Welt, die mir ein wenig verhext vorkommt.

Trockenes Laub, verdurstende Bäume mit braunen Blättern: Die Trockenheit der letzten Tage lässt die kümmerlichen Eichen noch kränker aussehen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Die Trockenheit der letzten Tage lässt die kümmerlichen Eichen noch kränker aussehen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Im wildwuchernden Dickicht geht es deutlicher bergab, mittlerweile auf schiefrig-lockerem Pfad bis zu einem Querweg. Hier kommt das Licht nicht mehr so gut durch, die Bäume sind ein wenig höher, bilden ein geschlossenes Kronendach.

Ein breiter Pfad mitten durch den Wald: Der Grund unter meinen Füßen ist mehr und mehr durchsetzt mit brüchigem Schiefer

Der Grund unter meinen Füßen ist mehr und mehr durchsetzt mit brüchigem Schiefer (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Was macht die kleine Kapelle mitten im Wald?

Ich gehe rechts, jetzt deutlicher bergab, passiere rechts ein paar Fischteiche. Auf deren Höhe  taucht linker Hand vor mir unvermittelt eine Kapelle auf, die ungewöhnlicherweise im geschlossenen Wald liegt. Kein freier Platz drumherum, sondern eng umstanden von niedrigen jungen Buchen.

Eine kleine weiße Kapelle mitten im Wald: Ist sie es, die den Wald verzaubert

Ist es die kleine Kapelle, die den Wald verzaubert? (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Hier weist mich die Markierung nach links durch die Barriere. Für wen ist die gedacht? Mein Blick folgt dem weiteren Verlauf des Pfades im Wald. Und auf einen Schlag nimmt mich der eigenartige Zauber dieses Waldstückes gefangen.

Ein schmaler Pfad zwischen jungen, grünen Bäumen: Der verzauberte Wald bei der kleinen Kapelle

Der märchenhafte Wald bei der kleinen Kapelle (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Vom Zauber gefangen

Ich atme diese magische Stimmung ein, sie erfasst alle meine Sinne. Die jungen Buchen wirken fremdartig. Die meisten Stämme streben nicht geradlinig gegen das Licht, also nach oben, sondern viele sind leicht schlangenartig gebogen, als hätten sie sich hin- und herüberlegt, in welche Richtung sie wachsen sollen. Und doch fühle ich mich wohl. Meine Füße werden von selbst langsamer, rollen sachte ab. Was scheinbar auch meinen Knien guttut.

Ein Stangenwald aus jungen Buchen: Sie streben nicht gerade nach oben, sondern winden sich langsam in die Höhe

So ganz normal scheinen mir die jungen Bäume hier nicht zu sein (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Einfach gehen

Ganz gemächlich gehe ich weiter in diesem Taleinschnitt. Nichts treibt mich mehr voran. Kein Ziel, das ruft, das wartet. Einfach gehen, so kommt es mir in den Sinn. Absichtslos setze ich einen Schritt vor den anderen. Der Zauber bleibt, verliert sich nicht. Ist das Glück? Aber ich brauche dafür keinen Namen. Links und rechts wird es jetzt wieder grüner. Ein hohes Sirren lässt mich aufmerken.

Kleine Tümpel im Grün des Waldes: Ach ja, die Fischteiche, sie befanden sich etwa auf der Höhe der kleinen Kapelle

Ach ja, die Fischteiche, sie befanden sich etwa auf der Höhe der kleinen Kapelle (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Das hört sich nach Hornissen an. Angst macht mir das in diesem Moment nicht. Es sind keine Hornissen, ein paar Schritte weiter und ich stehe vor einer Kläranlage. Irgendein Aggregat gibt diesen hohen Ton von sich. Mein Pfad stößt an einen Querweg. Es geht für ein paar Schritte hinaus in das helle Sommerlicht.

Zwei Wegmarkieren, sie zeigen in verschiedene Richtungen: Das Ziel aus den Augen verlieren, einfach neue Wege gehn?

Das Ziel aus den Augen verlieren, einfach neue Wege gehn? (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Was lockt mich ins Schieferland Kaisersesch?

Das Hinweisschild Zuweg Wilde Endert schickt mich nach rechts. Aus den Augenwinkeln erfasse ich eine weitere Markierung: Schieferland Kaisersesch. Diese zeigt nach links. Während ich die ersten Schritte nach rechts mache, steigen in mir Erinnerungen an eine frühere Wanderung in dieser Gegend auf. Damals führte mich der Weg in den Bereich der alten Schieferabraumhalden hinein, von dort dann aber weiter nach Maria Martental.

Ganz in Grün sind Wanderweg und Gebüsch: Grünes Paradies auf dem Weg zur Wilden Endert

Grünes Paradies (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Spontan entscheide ich mich um. Ich werde die Schieferhalden suchen, und anschließend darauf vertrauen, dass ich den Weg nach Maria Martental auch von dort aus finde. Ich gehen also zurück zur Wegverzweigung, folge dem Weg jetzt in die Gegenrichtung. Schon nach der ersten Biegung stehe ich an einer erneuten Gabelung. Die Schieferland-Markierung weist mich nach rechts auf einen abwärts führenden grün überwachsenen Weg, während der gut befestigte Wirtschaftsweg weiter bergauf führt.

Die Freuden Mariens

Was mich an diesem Abzweig noch fasziniert, ist das Hinweisschild: Stationen der Freuden Marias. Das überrascht mich, macht mich neugierig. Ich kenne gerade aus der Eifel viele Kreuzwege, beeindruckende Kreuzwegstationen auch draußen in der Natur. So etwa am Kalvarienberg in Alendorf. Aber einen Stationenweg der Freude, das habe ich noch nie gesehen und auch noch nie davon gehört.

Was für eine Überraschung: Hinweisschild zum Stationenweg der Freuden Mariens

Hinweisschild zum Stationenweg der Freuden Mariens (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Etwa alle 30 bis 40 Meter steht eine Bildtafel am Rande des Weges, gegenüber meist eine Bank, sodass man sich die dargestellten Szenen in Ruhe anschauen kann. Da freut sich die Unbefleckte Jungfrau über die Empfängnis des Jesuskindes, sie freut sich über die Geburt des Heilands und sie freut sich über die Gaben der Heiligen drei Könige. Ich habe die Stationen nicht gezählt, aber es sind noch drei oder vier mehr.

Eine Stationen auf dem Weg der Freuden Mariens

Nur eine der Stationen auf dem Weg der Freuden Mariens (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Satz mit X

Das üppige Grün dieses Talweges bildet einen ansprechenden Rahmen für diese Art der Kontemplation. Am Ende dieses Weges stehe ich an einer anmutig geschwungenen Holzbrücke.

Die kleine zauberhafte Holzbrücke, bringt mich am Waldrand zum Parkplatz bringt

Die kleine zauberhafte Holzbrücke, die mich zum Parkplatz bringt (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Nach ich die Brücke überschritten habe, stehe ich an dem großen Parkplatz von Maria Martental. War also nix mit Schieferhalden. Zumindest heute nicht.

Eine Kirche im Tal, dabeben ein großer Platz für PIlger: die Andachtsstätte Maria Martental, hier allerdings von oberhalb aufgenommen

Blick auf die Andachtsstätte Maria Martental, hier allerdings von oberhalb aufgenommen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Ein Christus ohne Hände?

Rechts am Kirchengebäude vorbei bis zu dessen Rückseite: Dort stehen zwei, drei Bänke. Ich lasse mich in der Nähe des Christus ohne Hände nieder. Welch ein eindrückliches Symbol: Das Herz so voll, aber um die Liebe und das Mitgefühl unter die Menschen zu bringen, braucht er: die Menschen. Das sagt auch die Tafel unterhalb der Marmorskulptur.

Eine Christus-Skulptur ohne Hände hinterlässt jedes Mal Spuren bei mir

Die Christus-Skulptur ohne Hände hinterlässt jedes Mal Spuren bei mir (Foto: Hans-Joachim Schneder)

Linker Hand vor der rückwärtigen Kirchentür liegen vier beschriftete Bretter: Ich bin als Fremder gekommen, aber ihr habt mich aufgenommen! Wie wichtig in dieser unserer Zeit.

Hier steht ein Bild mit dem Titel: Von der Kirche zum Wasserfall begleiten die mich die Kreuzwegstationen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Von der Kirche zum Wasserfall begleiten mich die Kreuzwegstationen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Nach einer kurzen Pause folge ich dem Weg der Kreuzwegstationen weiter hinab ins Tal. Der schmale Weg verengt sich zum Pfad, biegt dann unmittelbar vor dem rauschenden Wasserfall des Endertbaches nach links über die Holzbrücke ab. Der Kreuzweg führt rechts weiter.

Eindrücklich auch bei wenig Wasser: der Wasserall der Wilden Endert rauscht am Fuß der Brücke über bemoostes Felsengestein

Eindrücklich auch bei wenig Wasser: der Wasserall der Wilden Endert (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Wilde Endert – rauschender Wasserfall

Nach der Brücke steige ich die paar Meter zum Fuß des Wasserfalls hinab. Dort unten mache ich ein paar Aufnahmen, dann aber heißt es, weitergehen, denn ich bin noch im ersten Drittel meiner Tour.

Bei normalem Wasserstand stehen diese Bäume fast mit den Füßen im Wasser der Wilden Endert

Bei normalem Wasserstand stehen diese Bäume fast mit den Füßen im Wasser (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Auf einem gut befestigten Waldweg laufe ich Richtung Straße. An der mächtigen Napoleonsbrücke, die sich hoch über den Endertbach spannt, treffe ich auf die L100. Ca. 150 Meter geht es direkt neben der Straße bergab, bis mich links ein Weg wieder zum Bach hinunterleitet.

Ein mächtiger Baumstamm mit mehreren Wegmarkierungen: Schon beim Abstieg von der Straße zum Bach weist das erste Schild auf Göbels Mühle hin. Es wied nicht das letzte Mal sein

Schon beim Abstieg von der Straße zum Bach weist das erste Schild auf Göbels Mühle hin. Es wird nicht das letzte Mal sein (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Zahme Wilde Endert

Und dort wird unser Weg für die nächsten sieben bis acht Kilometer bleiben. Die Endert ist aktuell gar nicht so wild, wie ihr Name behauptet. Die Trockenheit der letzten Augusttage und -wochen hat ihr das Wasser genommen und sie ganz schön zahm gemacht.

Licht und Schatten, dies gerade im Sommer im Wald so faszinierende Spiel im Tal der Wilden Endert nimmt mich auch hier gefangen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Licht und Schatten, dies gerade im Sommer im Wald so faszinierende Spiel nimmt mich auch hier gefangen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Wegen des Waldes ist es schattig. Da es fast nur bergab geht, komme ich auch kaum ins Schwitzen. Trotzdem ist die Tour ganz schön abwechslungsreich. Mal geht es auf schmalem Weg direkt neben dem Bach daher, dann auf schmalem, teil abschüssigem Steig in mehr als 15 Metern Höhe über Bachniveau am steilen Hang entlang. Langeweile ist out, Abwechslung ist garantiert.

Mal auf schmalem Steig, mal auf breiterem Weg, nur nie langweilig ist die Tour durch das Endert-Tal (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Mal auf schmalem Steig, mal auf breiterem Weg, aber nie langweilig ist die Tour durch das Endert-Tal (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Das Tal ist eng (nicht überall), die Hänge sind steil (nicht immer), trotzdem gibt es etliche Gebäude am Bachlauf. Ich muss des öfteren über Stege von einer Bachseite zur anderen wechseln – der Bach hat hier das Sagen, nicht der Mensch.

Ruhig fließt die Wilde Endet dahin; sie kann aber auch anders

Ruhig fließt die Wilde Endet dahin; sie kann aber auch anders (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Hin und wieder lassen einzelne Grundbesitzer einen schmalen Durchlass durch ihren privaten Besitz.

 Kreative Grundbesitzer machen aus einem Wegweiser ein Multifunktionsschild

Kreative Grundbesitzer machen aus einem Wegweiser ein Multifunktionsschild (Foto: Hans-Joachim Schneider)

An anderer Stelle ist der Untergrund holprig, der blanke Schiefer steht senkrecht, gleichzeitig ist zwischen Bach und Grundstückzaun nur ein halber Meter Platz.

Viel Platz ist nicht zwischen Mauer und Bach

Viel Platz ist nicht zwischen Mauer und Bach (Foto: Hans-Joachi Schneider)

Der alte Weg ist abgerutscht

Ich komme an Engstellen vorbei, wo die Endert sich im Lauf der Jahrtausende durch mächtige Felsriegel gegraben hat. Große Gesteinsbrocken finden sich stellenweise auch im Bachbett.

Die Wilde Endert wird begleitet von ebenso wilden Baum-Gesellen

Die Wilde Endert wird begleitet von wilden Gesellen (Foto:Hans-Joachim Schneider)

An einer Stelle ist der Pfad nahe an der Hangschulter gesperrt, einen Grund kann man nur erahnen. Hier geht es über etliche Stufen steil bergauf und danach gleich wieder bergab, zurück zum Bach. Wohin auch sonst in diesem engen Tal?

Hinweisschilder an der abgerutschten Passage

Hinweisschilder an der abgerutschten Passage (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Aber gerade das macht den Reiz dieses Weges ja aus. Und das Wichtigste: Auf der ganzen Strecke begleitet mich das Plätschern des Baches, höre ich sein Murmeln und Rauschen.

Ein Steg über die Wilde Endert: immmer wieder muss ich auch über Stege die Bachseite wechseln

Immer wieder muss ich auch über Stege die Bachseite wechseln (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Die alten Häuser: Fast immer sind es ehemalige Mühlen, die bekannteste unter ihnen ist die Göbelsmühle. Sie befindet sich etwa auf halber Strecke durch das Tal, dort kann man einkehren.

Ankunft an der Göbelsmühle – Möglichkeit zur Einkehr

Ankunft an der Göbelsmühle – Möglichkeit zur Einkehr (Foto: Hans-Joachim Schneider)

An keiner dieser alten Mühle aber dreht sich noch ein Mühlrad. Schade, denn die wildromantische Landschaft würde einen glaubhaften Hintergrund für solch ein Bild abgeben.

Ein Fachwerkhaus im schmalen Tal, eingebettet ins Grün, was für ein Paradies

Ein kleines Paradies in der Enge des Enderttales (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Noch einmal volle Konzentration

Noch einmal folgt eine nicht ungefährliche Passage: Am rechten Ufer steigt der Pfad immer mehr an – und hier sollte man ihn gut im Auge haben. Denn er ist teilweise sehr schmal und stellenweise auch schon abgerutscht. Linker Hand Richtung Bach geht es steil bergab. Bis zu 15 Meter Höhenunterschied schätze ich. Ich würde wohl nicht zu Tode stürzen, aber ich hätte Mühe, es aus dem Bachbett wieder hinauf auf den Pfad zu schaffen. Schließlich endet dieser Anstieg des Pfades an einem Querweg – aber ich bin noch lange nicht am Ziel.

Wo die Natur so wild ist, muss stets die Möglichkeit zur Andacht gegeben sein, um der Wildheit nicht ganz ausgeliefert zu sein

Wo die Natur so wild ist, muss stets die Möglichkeit zur Andacht gegeben sein, damit der Mensch sich nicht so ausgeliefert fühlt (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Auf gut befestigtem Forstweg geht es weiter talwärts. Ruhig fließt die Wilde Endert unterhalb des Weges dahin. Aber immer noch ist erkennbar, wie eng das Tal hier ist. Nicht zuletzt die Bäume signalisieren das dadurch, dass sie fast nur ein Wuchsrichtung kennen, wenig in die Breite, dafür aber nach oben streben.

Nach oben, nach oben: Die Bäume scheinen keine andere Richtung zu kennen

Nach oben, nach oben: Die Bäume scheinen keine andere Richtung zu kennen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Es ist dann wieder eine alte Steinbogenbrücke, die das Ende des wilden Teils des Enderttales markiert. Nun geht es noch einmal ein paar Hundert Meter durch dunklen Nadelwald, dann noch um eine Kurve und unvermittelt stehe ich vor dem Hotel Weißmühle. Für den Wanderer gibt es eine große Terrasse. Die Kuchenauswahl ist begrenzt auf zwei Sorten. Der Cappuccino ist lecker, der Kuchen auch.

Eine alte Steinbogenbrücke über die Endert, alte Eisengelädner: Das alles signalisiert mir das Ende des wilden Teils des Enderttales

Diese alte Steinbogenbrücke über die  Endert signalisiert mir das Ende des wilden Abschnitts des Enderttales (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Die letzten (Kilo-)Meter  im Tal der Wilden Endert

Vom Hotel aus geht es über das asphaltierte Zufahrtssträßchen noch einmal ein paar Hundert Meter bis zur Verbindungsstraße Cochem-Kaisersesch. Um jetzt aber nicht den ganzen Rest des Weges neben der Straße zu laufen, wähle ich kurz vor der Landstraße den Aufstieg auf schmalem Pfad in den Wald rechter Hand.

Bunte Vielfalt: Viele verschiedenfarbige Vogelhäuschen hängen in einem Baum beim Hotel Weißmühle

Bunte Vielfalt: der Vogelhäuschenbaum beim Hotel Weißmühle (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Aus dem Wald heraus, durch ein Wohngebiet mit nur wenigen Häusern, über eine Querstraße hinweg, führt mich mein Weg, weil ich keine Lust habe, neben der unruhigen Landstraße zu laufen

Dann folgt noch ein kurzer Anstieg auf der Zufahrtsstraße zur Winnenburg, nach hundert Meter halte ich mich wieder links in den Wald (Richtung Cochemer Rittersprung).

Statt neben der Landstraße herzulaufen, biege ich lieber noch einmal in den Wald ab

Statt neben der Landstraße herzulaufen, biege ich lieber noch einmal in den Wald ab (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Dann noch ein-, zweimal auf die richtigen Abzweige (beim ersten links, beim zweiten rechts) achten (Richtung Cochem), aber stets im Wald, und plötzlich stehe ich an einer Treppe, die mich hinunter auf die Endertstraße in Cochem bringt.

Cochem rustikal-romantisch und modern zugleich: passt nicht immer

Cochem rustikal-romantisch und modern zugleich: passt nicht immer (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Ab hier sind es nur noch zwei-, dreihundert Meter und schon stehe ich mitten im Zentrum von Cochem, genau dort wo die alte Skagerakbrücke über die Mosel führt. Aber ich will ja nicht nach Cond, den am gegenüberliegenden Ufer befindlichen Ortsteil von Cochem. Ich will zum Bahnhof, deshalb gehe ich zur Uferstraße, die hier natürlich Moselstraße heißt. Auf dieser ca. fünf Minuten nach links und schon stehe ich am Bahnhofsvorplatz.

Das Wichtigste in Kürze:

Start: Bahnhof Kaisersesch

Ziel: Cochem Bahnhof

Länge: 16 km

Dauer: 5 Stunden

Markierung: Aufgemaltes M für Maria Martental, aber fast überall an wichtigen Abzweigungen auch die Beschilderung Zuweg Wilde Endert.

Schwierigkeitsgrad: mittel (an einigen Passagen ist Trittsicherheit gefragt)

Wegbeschaffenheit: meist schmaler Steig auf Naturgrund, teilweise befestigte Waldwege

Anreise: mit der Bahn: Für die Rheinschiene: Mit dem Zug bis Andernach, ab Andernach stündlich eine Verbindung nach Kaisersesch Infos: vrminfo.de/

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3 Comments
  • Johanna
    Posted at 21:44h, 04 Dezember Antworten

    Hallo,

    vielen Dank dass du uns mit auf die Tour genommen hast! Die Bilder finde ich sehr inspirierend. Was auch sehr gut klingt ist, dass man von Bahnhof zu Bahnhof wandern kann also entfallen praktisch die logistischen Probleme. Ich habe auf alle Fälle Lust bekommen und werde die Wanderung direkt auf meine Liste für 2017 setzen!

    Liebe Grüße
    Johanna

  • Bernhard Stricker
    Posted at 13:13h, 02 November Antworten

    Ich bin in dieser Woche vom Kloster Martental aus bis COC die wilde Endert gewandert, an einem der letzten schönen Tage im Oktober, es ist ein tolles Erlebnis und ein bißchen kondition ist auch gefragt…aber letztendlich stolz und zufrieden in COC angekommen mit vielen eindrucksvollen Erlebnissen…!

    • Hans Joachim Schneider
      Posted at 16:17h, 02 November Antworten

      Lieber Bernhard, das ist schön. Ja, und gerade jetzt im Oktober dürfte es dort besonders schön sein. Ich hoffe, dass ich auch bald mal wieder die Tour machen kann, denn immer wieder zieht mich das Enderttal in seinen Bann. Liebe Grüße, Joachim

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