Rotwein von der Ahr – eine Erfolgsgeschichte
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Im Tal der Roten Traube

Das Weinanbaugebiet an der Ahr ist das nördlichste Rotweinanbaugebiet Deutschlands. Mit einer Gesamtanbaufläche von ca. 550 Hektar ist es das viertkleinste von insgesamt 13 Anbaugebieten. Von allen Rotweinanbaugebieten darf man es heute mit Fug und Recht als die Nr. 1 in Deutschland ansehen. An den teils extrem steilen Hängen des schmalen Tales werden etwa zu 85 Prozent Rotweine angebaut, das ist hier in erster Linie Spätburgunder, aber auch Frühburgunder, Portugieser und Dornfelder. Kenner und Liebhaber der edlen Tropfen sprechen in Bezug auf das Ahrtal gern vom »Tal der Roten Traube«. Die restlichen 15 Prozent des Weinanbaus verteilen sich auf verschiedene Weißweine, womit diese keine allzu bedeutende Rolle spielen. Weinberge findet man nicht an der ganzen Ahr, sondern nur im Bereich zwischen Altenahr und Heimersheim.

Feurige Farben verwandeln das Weinlaub in ein Fest für das Auge (Foto: H.-J. Schneider)

Mit Recht gilt das Ahrtal als Nr. 1 der Rotweinanbaugebiete in Deutschland

Ahrwinzer und ihre Weine erhalten regelmäßig Auszeichnungen bei Prämierungen. Obwohl ihr Anteil an allen deutschen Winzern nur ca. ein halbes Prozent beträgt, gehören doch sieben von ihnen zu den 100 besten Winzern in Deutschland. Ihnen ist es zu verdanken, dass dieses überschaubar kleine Tal im Norden von Rheinland-Pfalz bei Weinkennern als Juwel deutscher Winzerkunst gilt. Das war aber nicht immer so. Zwischen den 50er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts lebte das Ahrtal vom Massentourismus. Der große Parkplatz an der Talstation der Bergbahn in Altenahr (aber nicht nur hier) war an Wochenenden regelmäßig mit Bussen überfüllt. Das Ahrtal, und hier vor allem die Gemeinden Altenahr, Mayschoß und Dernau, waren beliebte Ausflugsziele für Kegelclubs und Betriebsausflüge. Hier kam es nicht auf Spitzenqualität an, der Wein musste billig und süffig sein. Doch mit dem Massentourismus handelte man sich eben auch alle damit einhergehenden Unannehmlichkeiten ein.

Ein Umdenken war nötig

Es ist wohl der Initiative Einzelner zu verdanken, dass hier ein Umdenken begann. Als Vater der Idee »Klasse statt Masse« gilt Werner Näkel, ein Winzer aus Dernau. Als er das elterliche Weingut übernahm, begann er mit Methoden zu experimentieren, die aus anderen Anbaugebieten schon bekannt waren. Werner Näkel verzichtete auf den Anbau von lieblichen Sorten, konzentrierte sich auf die Herstellung trockener Rotweine, mit denen sein Vater schon erste Erfahrungen gesammelt hatte. Er ließ seine Weine im Barrique reifen. Bald kam auch die internationale Anerkennung für seine Weine, wodurch andere Winzer, hier vor allem die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, dazu inspiriert wurden, seinem Beispiel zu folgen.

Rotwein von der Ahr: Wer auf dem Bahnsteig noch warten muss, kann im Herbst diesen Blick genießen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Wer im Herbst im Ahrtal wandern geht, kann herrlich Blicke wie diesen genießen (Foto: Hans-Joachim Schneider)

Qualität wurde zum obersten Gebot. Um dieses umzusetzen, mussten neue Voraussetzungen geschaffen werden. Die Erträge pro Weinstock wurden reduziert, die Trauben mussten ein Mindestmostgewicht haben und das Lesegut, das die Winzer anlieferten, musste frei von jeglicher Fäulnis sein. Dieses Umdenken musste gerade bei den Genossenschaften mit viel Überzeugungsarbeit bei den beteiligten Winzern durchgesetzt werden. Aber heute, wo man die Erfolge erntet, sind die Mühsal der Umstellung und die Diskussionen Teil der Vergangenheit.

Die harte Arbeit der Winzer in den Steillagen …

Allein durch die Schaffung dieser Voraussetzungen erreicht man jedoch noch keine Spitzenqualität. Noch immer ist es die Arbeit der Winzer im Weinberg, die die Bedingungen für eine gute Weinernte schafft. Sie arbeiten oft in extremen Steillagen, wo der Einsatz von Maschinen unmöglich ist. Sie klettern für Hege und Pflege des Rebstocks und zur Lese durch zerklüftete Felsspalten und in extreme Steillagen, wo oft nur wenige Rebstöcke nebeneinander stehen und keine Maschine je hinkommt. Aber der Ertrag und die internationale Anerkennung bestätigen den eingeschlagenen Weg.

… belohnt die Natur und tut das Ihre dazu.

Wo der Mensch sich mehr als redlich müht, tut die Natur aber das ihre dazu: Ein fast mediterranes Klima schafft im Ahrtal optimale Voraussetzungen. Tagsüber, vor allem wenn kaum Wind herrscht, steht die Luft im Tal. Felsen, Schiefer und die Mauern der Weinbergsterrassen werden von der Sonne aufgeheizt und geben in der Nacht die gespeicherte Wärme an die Weinstöcke ab. Beste Bedingungen also für einen guten Wein.

Junge Winzer wollen sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Mit innovativen Ideen arbeiten sie weiter daran, Qualität und Ruf der Ahrrotweine noch weiter zu verbessern. Unter dem Namen SchlAhrVino (www.schlahrvino.de) haben sich Nachwuchswinzer aus Genossenschaften und Weingütern zusammengetan, um sich über neueste Entwicklungen im Weinanbau und in der Kellerwirtschaft auszutauschen, und um so die Erfolgsgeschichte des Ahrrotweines fortzuschreiben.

Eine Genießertour an die Ahr lässt sich wunderbar mit einem Wanderurlaub verbinden. Infos dazu: www.ahrsteig.de. Anfragen wegen Wander- und/oder Genießerarrangements direkt bei Ahrtal-Tourismus (www.ahrtal.de).

Dieser Text ist eine überarbeitete Version des gleichnamigen Artikels aus meinem AhrSteig-Wanderführer, erschienen 2013 bei DuMont Reiseverlag (www.mairdumont.com)